Selbstporträt vor Krokussen, 1913

Selbstporträt vor Krokussen, 1913

SELBSTPORTRÄT VOR KROKUSSEN
1913
Öl auf Hartfaserplatte
35 x 35 cm

Das Selbstporträt von 1913 zeigt den Künstler im Alter von 37 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt befand sich André Evard in einer Übergangsphase, in der er sich von Jugendstilelementen befreien wollte und einen individuellen Weg in die Abstraktion suchte.

Während der Bildaufbau achsensymmetrisch angelegt ist und die Betonung auf geometrischen Formen liegt, ist der Hintergrund mit der Krokuswiese im Jugendstil ornamentalisiert dargestellt; erst auf den zweiten Blick ist das stark stilisierte Naturvorbild zu erkennen. Es zeigt eine flächig angelegte Wiese mit weißen, schwarzen und blauen Krokussen. Das Werk ist überwiegend in gedeckten Farben gehalten, einzig sein gelb-rötliches Gesicht sticht dabei heraus.

Das symmetrisch angelegte Selbstporträt im Vordergrund weist geometrische Formen auf: der flächig dargestellte Bart bildet ein Dreieck und die Melone weist eine halbkugelige Wölbung auf. Das Selbstporträt bildet somit eine Diskrepanz zwischen einer malerisch-plastisch ausgearbeiteten Augen-Nasen-Partie und dem geometrischen Bart und Hut. Diese, auf den Kubismus verweisende Geometrisierung erinnert an Cézannes berühmtes Zitat von 1904: Alle Formen in der Natur lassen sich auf Kugel, Kegel und Zylinder zurückführen“.

Evard selber scheint hier besonderen Wert auf die Geometrisierung zu legen: Der halbkugelige Hut schwebt augenscheinlich auf dem Kopf des Künstlers und ist dabei viel zu groß für dessen Kopf. Die Halbkugel wird durch den sich darauf befindenden schwarzen breiten Streifen besonders auffällig betont. Ebenso sein dreieckiger Bart, der durch den fast schon unnatürlich hellen weiß-rosa Hals einen gesonderten Kontrast bildet. Besonders auffällig ist dies auch aufgrund der gelb-rötlichen Gesichtsfarbe, die nicht der Hautfarbe des Halses entspricht. Während der Kragen und die Schulterpartie eine Achsensymmetrie aufweisen, lockert die blau-rote Schleife am Hals des Künstlers diese auf. Evard blickt ernst aus dem Bild den Betrachter direkt an, als scheint er ihn aufzufordern sich mit dem Bildaufbau zu beschäftigen.
Tatsächlich deutet dieses Werk den kommenden Konstruktivismus in Evards Malerei an, der knapp zehn Jahre später mit der „Rosenserie“ von 1923/24 seinen Höhepunkt erreicht.