Ein Schweizer Maler der Moderne

Ornament rot, 1910, Aquarell auf Leinwand, 13 x 7,7 cm

Ornament rot, 1910

Die Miniatur „Ornament rot“ (1910, Aquarell auf Leinwand) von André Evard zeigt eine streng rhythmische, ornamentale Komposition in warmen Rottönen, durchsetzt mit gelben, blauen und weißen Akzenten. In der vertikalen Wiederholung gotisierender Spitzbogenformen und dem Einsatz geometrischer Elemente wie Rauten und Punkte entfaltet sich ein fast architektonisch anmutendes Muster, das an Fensterrosetten oder Wandverkleidungen erinnert. Die strukturierte Ornamentik erinnert zugleich an orientalische wie auch an mittelalterliche Vorbilder und offenbart Evards frühe Beschäftigung mit dekorativen Strukturen.
Evard, bekannt für seine stilistische Vielfalt, füllte bereits in jungen Jahren zahlreiche Skizzenbücher mit Studien im Freien und Ornamenten. Besonders prägend war seine Zeit in La Chaux-de-Fonds, wo er sich intensiv mit dem Jugendstil und der ornamentalen Gestaltung auseinandersetzte. Ein ähnliches Ornament wie in „Ornament rot“ findet sich bereits 1906 in der Villa Fallet – jenem ikonischen Bauwerk, das unter der Leitung von Charles-Édouard Jeanneret (dem späteren Le Corbusier) entstand.
Das kleine Format dieser Miniatur unterstreicht dabei den intimen Charakter der Arbeit und verweist auf Evards grafisches Feingefühl sowie sein Interesse an der ornamentalen Abstraktion, die später in seinen konstruktivistischen Werken weiterentwickelt wurde.